Skoliose
Allgemeine Informationen
Kommt es zu einer Veränderung der natürlichen Krümmung der Wirbelsäule, so ändert dies auch häufig entscheidend das Leben der Patienten. Es kann zu Schmerzen bei alltäglichen Bewegungen kommen und die von außen sichtbare Veränderung der Körpersilhouette kann zur Veränderung der Eigenwahrnehmung führen. Die gesunde (physiologische) Wirbelsäule folgt mit ihrer vorgegebenen Struktur der zentralen Aufgabenstellung als entscheidendes Stütz- und Bewegungsorgan der Körpermitte. Wenn wir die Wirbelsäule von hinten betrachten (Frontalebene) so weist die gesunde Wirbelsäule einen geraden Verlauf ohne Verdrehung der Wirbelkörper zueinander auf. Im Seitprofil findet sich eine physiologische Doppel-S-Form der Wirbelsäule. Sowohl im Bereich der Hals- als auch der Lendenwirbelsäule besteht eine Lordose (Hohlschwingung nach vorne). Wo hingegen die Brustwirbelsäule und die Kreuzbeinregion eine normale Verkrümmung nach hinten (Kyphose) aufweisen. Kommt es zu einer Skoliose, so resultiert diese in einer drei-dimensionalen Veränderung der Wirbelsäulenform. Durch die natürliche Form der Wirbelsäule wird ein hohes Maß an Bewegungsausmaß mit der Möglichkeit der Abfederung von Alltagsbelastungen, wie sie beim aufrechten Gang oder dem Springen entstehen, kombiniert. Bei der Skoliose kommt es nicht nur zur Verdrehung der Wirbelkörper zueinander, sondern sowohl die Wirbelkörper selbst als auch die umgebenen Strukturen wie die Rippen können in ihrer Form verändert sein. Der Organismus versucht einseitige Belastungen zu kompensieren, wobei z. B. eine Verkrümmung der Brustwirbelsäule nach rechts in einem gegenseitigen Verhalten der Lendenwirbelsäule (Verkrümmung nach links) resultieren kann. Typische Seiten dieser Veränderungen können der sogenannte Rippenbuckel (prominente Rippen auf der konkaven Seite der Verkrümmung) und analog hierzu auf der Gegenseite der Lendenwulst im Bereich der Lendenwirbelsäule auftreten. Insgesamt haben Reihenuntersuchungen ergeben, dass leichtgradige Verkrümmungen in der Bevölkerung sehr häufig sind.
Welche Ursachen kennen wir für die Skoliose?
Grundsätzlich werden Skoliosen unterschieden, welche auf eine Grunderkrankung zurückzuführen sind, jedoch stellen diese nur die Minderheit der diagnostizierten Skoliosen dar. Vielmehr kommt es in den meisten Fällen zu einer Skoliose, ohne dass eine konkrete Grunderkrankung hierfür bekannt ist (idiopathische Skoliosen). Zu den häufigsten Grunderkrankungen für Skoliosen zählen Veränderungen der Wirbelkörperform (kongenitale Skoliose), Skoliosen aufgrund einer Muskel-, bzw. Nervenerkrankung (neuromyopathische Skoliose) sowie Erkrankungen aufgrund einer Veränderung des Bindegewebes (Marfan-Syndrom). Für die meisten Fälle der in Deutschland diagnostizierten Skoliosen (etwa 90%) lässt sich jedoch bisher keine konkrete Ursache finden (idiopathische Skoliosen). Der häufigste Zeitpunkt der Diagnose ist im Kindes- und frühem Jugendalter, insbesondere in Phasen des beschleunigten Wachstums werden Skoliosen vermehrt diagnostiziert. Wobei Mädchen weitaus häufiger als Jungen betroffen sind. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass je früher im Kindesalter eine Skoliose auftritt / diagnostiziert wird umso länger ist das zu erwartende Wachstum in Fehlstellung. Hieraus resultiert auch eine ungünstige Prognose bei früher Diagnosestellung.
Diagnostik
Die Diagnosestellung der Skoliose hängt ganz entscheidend von der körperlichen Untersuchung und speziellen Röntgenaufnahmen ab. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung zeigt insbesondere der Vorbeugetest einen möglicherweise vorliegenden Rippenbuckel, bzw. Lendenwulst. Ein weiterer Hinweis könnte eine Asymmetrie der Taillendreiecke sein. Sind hier Auffälligkeiten vorhanden, so schließen sich häufig Röntgenaufnahmen der gesamten Wirbelsäule in 2 Ebenen im Stand an. Weitere Schichtröntgenaufnahmen, bzw. MRT- Untersuchung können neben den knöchernen Strukturen auch das Weichgewebe (Bandscheiben, Rückenmark und Nervenwurzeln) sehr fein darstellen. Anhand der vorliegenden Röntgenaufnahmen nehmen die behandelnden Ärzte dann spezielle Winkelmessungen (Messmethode nach Cobb) vor. Anhand dieser lässt sich das Ausmaß der Skoliose quantifizieren. Grundsätzlich spricht man bei einem Winkel bis etwa 30° von einer leichten Skoliose, ab 30° bis 60° wird von einer mittelschweren Skoliose gesprochen und Werte über 60° ergeben eine schwere Skoliose.
Symptome
Die im Rahmen der Skoliose auftretenden Beschwerden sind sehr unterschiedlich und werden ganz entscheidend vom Schweregrad der Verkrümmung beeinflusst. Bei Diagnosestellung im Kindes- oder Jugendalter geben die Patienten häufig nur geringe oder kaum Beschwerden an. Die insbesondere im Jugendalter relevant werdende kosmetische Komponente durch Veränderung der Rumpf- und Thoraxform kann zu einem veränderten Freizeitverhalten führen. Bei den meisten Patienten treten körperliche Symptome erst im Erwachsenenalter auf. Durch die unphysiologische Belastungssituation in mehreren Wirbelsäulenbereichen kann es zu vermehrten Auftreten von Rückenschmerzen kommen. Im Bereich vermehrter Belastungszonen kann ein beschleunigter Verschleiß auftreten. Bei schwerstgradigen Skoliosen kann es durch die Veränderung der Bauch-und Brustkorbräume zur Beeinträchtigung innerer Organe (z.B. Lunge, Herz) kommen.
Therapiemöglichkeiten
Konservative Therapie: Neben regelmäßigen ärztlichen Untersuchungen und ggf. Röntgenkontrollen stellt die krankengymnastische Übungsbehandlung die entscheidende Säule der Behandlung der leichten Skoliose dar. Bei höhergradigen Skoliosen im Kinder- oder Wachstumsalter bzw. einem raschen Fortschreiten der Verkrümmung sollte mit den Kindern/Jugendlichen und den Eltern über die Versorgung mit einem Korsett gesprochen werden. Ziel der aufwendigen und von den Patienten häufig als störend empfundenen jedoch sehr wirkungsvollen Therapieform ist ein weiteres Fortschreiten der Skoliose und die daraus resultierenden Folgeerscheinungen möglichst zu reduzieren. Bei erfolgreicher Skoliosebehandlung im Korsett kann möglicherweise eine Operation vermieden werden. Um dies zu ermöglichen müssen die Korsetts bis zu 23 Stunden am Tag getragen werden. Nach Beendigung des Wachstums ist eine Korsettbehandlung bei Skoliosen nicht mehr sinnvoll.
Operative Therapie: Ziel der operativen Therapie ist es eine möglichst gute Korrektur der bestehenden mehrdimensionalen Deformität zu erreichen. Dies beinhaltet sowohl eine Korrektur der Krümmung, die Wiederherstellung der Wirbelsäulenausrichtung (Lotlinien) sowie falls möglich Korrektur des Rippenbuckels bzw. Lendenwulstes. Mittels moderner Schrauben-Stab-Systeme gelingt häufig eine gute Korrektur der mehrdimensionalen Verkrümmung und es wird eine Fixierung des erreichten Korrekturergebnisses auf Dauer erreicht.
PD Dr. med. Christian Schäfer
Leitender Arzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
PD Dr. med. Malte Schröder
Oberarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin
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