Wirbelkörperbruch
Allgemeine Informationen
Die Wirbelsäule nimmt eine zentrale Rolle in der Statik des Körpers ein und hat die Aufgabe, das Rückenmark und die von ihm ausgehenden Nervenwurzeln vor Verletzungen zu schützen. Schon im Alltag wirken erhebliche Kräfte auf dieses Achsorgan. Im Rahmen eines Unfalls oder einer äußeren Gewalteinwirkung übersteigen diese die Belastbarkeit der Strukturen mit nachfolgender Verletzung von Bändern, Knochen oder Bandscheiben. Ist die Wirbelsäule gesund, treten Brüche der Wirbelkörper meist erst bei einem Sturz aus größerer Höhe, Reit-, Auto- und Motorradunfällen oder ähnlichen Verletzungsmechanismen auf (siehe Abbildung 1). Besteht eine Vorschädigung, beispielsweise durch eine Tumorerkrankung oder eine Osteoporose, können auch normale Belastungen bzw. Bagatelltraumen zum Bruch eines Wirbelkörpers führen. Dies nennt man „pathologische Fraktur“. Dabei muss dem Betroffenen das Vorliegen einer Grunderkrankung nicht zwingend bekannt sein. Nicht selten wird aufgrund des akuten Schmerzereignisses erstmals die Grunderkrankung im Rahmen der Diagnostik entdeckt. Verletzungen der Wirbelsäule werden anhand der betroffenen Strukturen in stabile und instabile Brüche unterteilt. Die Brüche (Frakturen) können von einem einfachen Einknicken der Deckplatte bis hin zu hochinstabilen Zerreißungen von Bandscheiben, Wirbelkörpern und Bändern reichen.
Diagnostik
Wichtig für den Patienten ist der schonende Transport in eine spezialisierte Einrichtung zur weiteren Diagnostik und Therapie, ohne zusätzliche Schäden hervorzurufen. Bestehen neben den Schmerzen neurologische Ausfälle wie Taubheitsgefühle, Missempfindungen, Lähmungen oder Störungen der Blasen- und Mastdarmfunktion, ist umgehend ein Transport unter notärztlicher Überwachung zu organisieren. In Abhängigkeit der Verletzungsursache werden bei geringerer Gewalteinwirkung zunächst normale Röntgenbilder des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts angefertigt. Meist lässt sich die Frage nach einem Wirbelkörperbruch so bereits beantworten. Wenn hier eine Verletzung nicht sicher ausgeschlossen werden kann oder wenn genauere Informationen zur Art des Bruches und eventuelle Engen des Rückenmarkskanals (Spinalkanal) benötigt werden, ist eine sogenannte Schichtbildgebung notwendig. In Abhängigkeit der Fragestellung wird dann eine Computer- (CT) oder Kernspintomografie (MRT) durchgeführt.
Symptome
Akute Rückenschmerzen sind das Hauptsymptom bei einem Wirbelkörperbruch. Bei schweren Brüchen kann es zudem zu neurologischen Ausfällen (Lähmungen, Gefühlsstörungen) kommen.
Therapiemöglichkeiten
Ziel der nicht-operativen und operativen Therapie ist die schnelle Mobilisation des Patienten unter belastungsstabilen Verhältnissen, um die Lebensqualität wiederherzustellen, die vor dem Unfall bestand.
Stabile Brüche ohne größere Achsabweichung können ohne Operation mittels kurzzeitiger Bettruhe, physiotherapeutischer Übungsbehandlung und ggf. Korsettversorgung behandelt werden. Hier steht die frühzeitige Mobilisation des Patienten, das Erlernen rückenschonender Bewegungsabläufe sowie die ausreichende Schmerztherapie im Vordergrund.
Liegt ein instabiler Bruch oder eine Bedrängung neurologischer Strukturen (Nervenwurzeln, Rückenmark) vor, so ist eine operative Versorgung angezeigt. Der gebrochene Wirbel wird hierbei in der Regel von hinten durch ein Schrauben-Stab-System aus Titan überbrückt. Dabei werden, wenn möglich, spezielle minimalinvasive Verfahren angewendet, die über kleine Hautschnitte den Zugang zum verletzten Wirbelsäulenabschnitt erlauben und dadurch sehr gewebeschonend sind (Schlüsselloch-Chirurgie).
PD Dr. med. Christian Schäfer
Leitender Arzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
PD Dr. med. Malte Schröder
Oberarzt der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin
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